Ernährung

Haben gekeimte Nüsse einen Mehrwert?

Vielleicht hast du schon mal gehört, dass gekeimte Nüsse gesünder sind. Ganz allgemein betrachtet haben Nüsse einige positive Eigenschaften, weshalb es sinnvoll ist, sie in den täglichen Speiseplan zu integrieren.

Nachfolgend erfährst du, ob gekeimte Nüsse dick machen oder gesund sind, wieso es sinnvoll ist, Nüsse mit Obst zu kombinieren, ob gekeimte Nüsse bekömmlicher sind als ungekeimte und vieles mehr.

Zusammenfassung: Gekeimte Nüsse

  • Nüsse enthalten viele Nährstoffe, sind aber auch kalorienreich. Du solltest es mit dem Genuss also nicht übertreiben.
  • Durch den hohen Gehalt an verschiedenen Vitaminen, Folsäure, Kalium, Magnesium, Eisen und anderen wichtigen Stoffen sind gekeimte Nüsse sehr gesund.
  • Gewöhne dir an, Obst in Kombination mit Nüssen zu verzehren, weil dein Körper dadurch das pflanzliche Fett besser verwerten kann.
  • Pro Tag werden 20 bis 70 Gramm empfohlen, was in etwa einer kleinen Hand voll entspricht.
  • In punkto Bekömmlichkeit haben gekeimte Nüsse keinen Vorteil gegenüber ungekeimten Nüssen, wobei es noch zu wenig Forschungsmaterial gibt.
  • Achte bei Nüssen auf eine trockene, kühle Lagerung, damit sich keine Schimmelsporen ausbreiten können.

Warum sind gekeimte Nüsse gesund?

Sie besitzen einen hohen Gehalt an:

  • Vitamin B6
  • Vitamin B3
  • Folsäure (B9) 
  • Vitamin E 
  • Kalium
  • Magnesium
  • Eisen
  • Phosphor
  • Natrium

Nüsse enthalten anti­oxi­dative Phenole (sekundäre Pflanzenstoffe), welche die Schutzmechanismen des Körpers unterstützen.

Insbesondere Mandeln, Walnüsse und Cashewkerne enthalten zudem einen nennenswerten Anteil an Tryptophan, eine proteinogene Aminosäure, welche biochemisch die Vorstufe zu Serotonin darstellt.

Diese trägt als Neurotransmitter zu deiner Stimmung, deinem natürlichen Sättigungsgefühl, deinem Biorhythmus, deiner Schlafqualität und deinem Sexualtrieb bei. Nicht umsonst gilt es als Glückshormon.

Warum du Obst mit Nüssen kombinieren solltest

Zudem unterstützt der Verzehr von Nüssen durch den Fettgehalt die Aufnahme fettlöslicher Vitamine wie A, D, E und K.

Interessant ist, dass der Verzehr von Obst durch Kombination mit zwei bis drei Nüssen nochmals deutlich gesünder wird, da der Zuckergehalt der Früchte durch das pflanzliche Fett besser verwertet werden kann.

Zugleich wird damit einem schnellen Anstieg des Blutzuckerspiegels entgegengewirkt.  

Machen gekeimte Nüsse dick?

Gekeimte Nüsse sollten stets Begleiter und nicht Hauptakteur sein.

Durch ihren verhältnismäßig hohen Gehalt an Fett sind sie als hochkalorisch einzuordnen und damit in angemessenem Maße sehr natürliche, nährstoffreiche Energielieferanten.

Ein Gramm Nüsse schlägt je nach Sorte mit 5 bis 7 Kalorien zu Buche. 

Dabei ist Fett jedoch nicht gleich Fett. Nüsse, insbesondere Walnüsse, enthalten viele entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren.

Zudem stärkt deren Verzehr durch die darin enthaltenen ungesättigten Fettsäuren nachweislich dein Herz-Kreislauf-System.

Neben der hohen Fettdichte tragen Nüsse dank des nennenswerten Anteils an Eiweiß und Ballaststoffen zum schnelleren Eintreten eines natürlichen Sättigungsgefühls bei.

Dieses wird durch die harte Konsistenz und das damit verbundene Kauen unterstützt.

Wie viele Nüsse sind sinnvoll?

Gemäß der Ministry of Health Dietary Guidelines solltest du einen Verzehr von 30 Gramm Nüssen am Tag einplanen, um die optimalen gesundheitlichen Wirkungen zu erzielen.

Im deutschen Raum werden 20 bis 70 Gramm pro Tag empfohlen, was einer kleinen Hand voll gemischter, ungesalzener Nüsse entspricht. 

Wie ist die Studienlage zu gekeimten Nüssen?

In der SNAP Studie (The Soaking Nuts And Phytate) aus dem Jahr 2017 wurde im Rahmen einer Masterarbeit an der „University of Otago Research Grant“ anhand von gekeimten Mandeln und Haselnüssen der Effekt des Keimens auf Phytate und die Mineralstoffkonzentration geprüft.

Grundlage war der aktuelle wissenschaftliche Stand, dass bei bereits durchgeführten Forschungen anhand von Getreidekörnern und Hülsenfrüchten eine Reduktion der Phytate durch das Ankeimen erreicht werden konnte.

Das war besonders dann der Fall, wenn es sich um zerkleinerte Körner bzw. Hülsenfrüchte handelte. 

Was ist so schlimm an Phytaten?

Phytate sind phytonutritive Stoffe, die nachweislich die Bioverfügbarkeit und damit die Wirkung von Mineralstoffen im Körper negativ beeinflussen.

Dabei treten besonders Zink, Eisen, Calcium und Magnesium hervor. Um diese Beeinflussung zu vermeiden, ist es günstig, diesen Anteil in Lebensmitteln durch das Keimen zu senken.

Die Wirkung des Keimens wurde auf drei verschiedene Varianten getestet, jeweils mit ganzen und gehackten Nüssen: 

  1. Die Nüsse wurden für 12 Stunden in Salzwasser gelegt.
  2. Sie wurden für 4 Stunden in Salzwasser gelegt.
  3. Die Nüsse wurden für 12 Stunden in Wasser gelegt.

Dabei wurden bei ganzen, gekeimten Nüssen keine nennenswerten Unterschiede des Phytategehalts festgestellt.

Bei den Versuchen mit gehackten Nüssen konnte hingegen eine Senkung um zehn Prozent ermittelt werden.

Allerdings wurden neben den Phytaten auch die meisten Mineralstoffe (Zink, Calcium, Magnesium, Phosphor und Kalium) in geringerer Konzentration nachgewiesen. 

Möglich ist, dass das Einlegen in Wasser dazu führte, dass bestimmte Mikronährstoffe ausgeschwemmt wurden.

Somit relativiert dies den vermeintlich positiven Effekt der Phytatesenkung. Diese Erkenntnis ist vorerst als ernüchternd zu betrachten und widerlegt damit den Vorteil des Keimens von Nüssen. 

Sind gekeimte Nüsse bekömmlicher als ungekeimte?

Die Medien unterstreichen diese Aussage oft: „Aktivierte“, also gekeimte Nüsse sollen neben einem erhöhten Mineralstoffgehalt, Geschmacksunterschieden und Texturveränderungen besser verdaulich sein.

Diese Behauptung kann eine Studie, welche sich speziell mit der Verträglichkeit von gekeimten Mandeln beschäftigte, revidieren. Darin fand Taylor et al. heraus, dass gekeimte Nüsse in punkto Bekömmlichkeit keine Vorteile bieten. 

Es wurde jedoch ein Unterschied zwischen ganzen und gehackten Mandeln herausgefunden, wobei letztere besser vertragen wurden.

Dies könnte jedoch mit der Mehrarbeit des Verdauungstraktes bei ungenügendem Kauen von ganzen Nüssen begründet werden und kann somit weder negativ noch positiv für das Wässern von Nüssen, also gekeimten Nüssen, ausgelegt werden.

Gekeimte Nüsse: Es gibt zu wenig Forschungsmaterial

Auf diesem Gebiet besteht reichlich Forschungsbedarf und es sollte nicht bei diesen beiden Studien belassen werden.

Es wäre wünschenswert, wenn weitere Nussarten untersucht und in Überlegungen mit einbezogen würden.

Nach aktuellem Stand besteht allerdings keine Notwendigkeit zum Einsatz von gekeimten Nüssen, insbesondere, wenn die Lebensmittelauswahl bewusst und abwechslungsreich erfolgt. 

Nüsse sind gesund und lecker. Achte jedoch auf unbehandelte Bio-Rohkostqualität, da zum konventionellen Anbau von Nüssen chemisch-synthetische Pflanzen­schutz­mittel verwendet werden.

Diese können sich trotz harter Schale an der Nussfrucht anlagern. In der Bio-Landwirtschaft ist der Einsatz solcher Pestizide verboten. 

Dem Schimmel auf der Spore

Aflatoxin ist ein Schimmelpilz, welcher besonders oft auf Nüssen und Mandeln zu finden ist. Die Entstehung solcher krebs­er­regender Stoffe wird durch ein feuchtes Milieu gefordert, was gegen das Wässern/Keimen von Nüssen spricht.

Diese zunächst unsichtbaren Schadstoffe können dein Nerven­system und deine Leber schädigen. 

Aflatoxine sind hitzestabil und deshalb auch nach dem Backen oder Braten vorhanden. Trotz strenger EU-Grenzkontrollen kann es durchaus vorkommen, dass Nüsse oder Mandeln davon betroffen sind.

Die Stiftung Warentest kontrollierte diese Problematik im Oktober 2009, wobei 6 von 43 Proben einen solchen Schimmelpilz aufwiesen. 

Du kannst den Schimmel erst erkennen, wenn er schon ausgebrochen ist.

Charakteristisch sind grünlich-braune Stellen, bitterer Geschmack und ein unangenehmer, muffiger Geruch. Lagere Nüsse richtig, um einem Verderb entgegenzuwirken.

Wie solltest du Nüsse lagern?

Da Nüsse eine dunkle, kühle, trockene und zugleich gut belüftete Umgebung bevorzugen, eignet sich der Keller. Du kannst sie beispielsweise in einem Kartoffel- oder Zwiebelnetz lagern. 

Alternativ empfiehlt es sich, ein kleines Nussfach in der Küche einzuräumen, welches frei von Feuchtigkeit ist und bei dem sich die Tür verschließen lässt.

Wie bei allen Lebensmitteln gilt, dass du nur so viel kaufen solltest, wie du zeitnah verzehren kannst. Dann brauchst du dir über Schimmel und Nussfächer in deiner Küche keine Gedanken machen.

Fazit

Laut der aktuellen Studienlage sind gekeimte Nüsse nicht gesünder als ungekeimte Nüsse, es fehlt jedoch noch ausgiebiges Forschungsmaterial.

Probiere einfach selbst aus, ob es dir gut tut, wenn du Nüsse vor dem Verzehr in Wasser einweichst. 

  • Zhang G et al. Effects of Germination on the Nutritional Properties, Phenolic Profiles, and Antioxidant Activities of Buckwheat, Journal of Food Science. 2015.
  • Ros E. Health benefits of nut consumption, Nutrients. 2010. 2(7):652-82.
  • Eating and Activity Guidlinies. Wellington: Ministry of Health. 2015.
  • Kumari SV. The Effect of Soaking Almonds and Hazelnuts on Phytate an Mineral Concentrations. Thesis Master of Dietetics. 2017.
  • Taylor H et al. The effects of ‚activating‘ almonds on consumer acceptance and gastrointestinal tolerance. Eur J Nutr. Spinger Verlag. 2017.
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Über Cathleen Bunzel

Cathleen ist Diätassistentin mit BSc Diätetik und cand. MSc Ernährungstherapie. Sie verbindet somit als Autorin ihre beiden Leidenschaften – das Texten und den wissenschaftlichen Stellenwert der Ernährung. In ihrer Freizeit tankt sie Kraft und Sonne an dem schönsten Platz der Welt - ihrem Kleingarten. So verfolgt sie ihre Mission: Das Bewusstsein gegenüber ausgewogener Ernährung zu schärfen.

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